Aufgabe trifft Lösung

Metamorphose einer Fachwerkscheune

Ein Gebäude und seine vier Lebenszyklen

Basisdaten
Im Jahre 1845 entstand, im historischen Ortskern eines alten Heidedorfes, ein sogenanntes Häuslingshaus in Fachwerkbauweise. 50 Jahre nach Erbauung brannte dieses zum Teil nieder. Das erhalten gebliebene Fachwerk, Konstruktionsholz, Fenster und Dielentore wurden anschließend im rückwärtigen Bereich des Grundstückes als zweigeschossige Scheune neu aufgebaut. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Scheune baufällig, so dass im Jahre 2009 eine vorläufige Sicherung des Daches stattfand. Dabei wurde die Zweigeschossigkeit rückgebaut, um die noch erhaltenswerte Bausubstanz zu retten. Das Gebäude diente nun ausschließlich Abstellzwecken.
2018 beschloss die Bauherrenfamilie zurück in heimatliche Gefilde zu ziehen, und dafür das elterliche Grundstück mit der alten Scheune zu nutzen.


Entwurfsidee
Grundidee war, die ursprüngliche Scheune wieder aufleben zu lassen. Form und Material des neuen Baukörpers zitieren das ehemals landwirtschaftliche Gebäude. Dabei wird es zeitgemäß interpretiert, und als modernes Wohnhaus neu errichtet.
Der Neubau wurde teilweise innerhalb der alten Scheune erbaut. Durch das Verschachteln von Alt- und Neubau entsteht eine interessante Spannung. Geschichte und Gegenwart treten gemeinsam in einen Dialog. Die kompakte Bauform wirkt einer zusätzlichen Versiegelung der Landschaft entgegen.
Eine vertikale Verschalung aus Lärchenholz zitiert die alte Materialwahl, und ist dabei aktueller denn je. Großformatige Holzfenster und Schiebetüren lassen von Süden und Osten viel Licht ins Haus. Der Nordgiebel zeigt sich, bis auf ein kleines Fenster, zur Gänze geschlossen. Die Westseite des Gebäudes wird durch den Altbau geprägt. Dieser dient mit seinen Räumlichkeiten als Gartenzimmer, der Technik und als Abstellfläche.
Zwei Wände innerhalb des Neubaus unterstreichen die Verzahnung von alt und neu in ganz besonderer Weise: Aus den historischen Baumaterialien vor Ort wurden sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss zwei mit Altklinkern ausgemauerte Fachwerkwände erstellt.


Nachhaltigkeit
Die Nach- und Weiternutzung eines alten Gebäudes entspricht unserer Philosophie einer gelebten Nachhaltigkeit im Bereich des Bauens. Die Basis einer durchdachten und effizienten Ressourcennutzung ist auf der einen Seite durch den Altbau gegeben, und wird auf der anderen Seite durch den überwiegend aus Holz erstellten Neubau weitergeführt. Dabei ist zu betonen, dass bewusst auf OSB und andere Werkstoffe mit einer starken VOC Belastung in den Wohnräumen verzichtet wurde, um einem gesunden Raumklima Rechnung zu tragen. Der Kreis eines ganzheitlichen Holzgebäudes schließt sich nicht zuletzt durch den Energieverbrauch bzw. -nutzung. Die Beheizung erfolgt durch ein Heizsystem, welches sowohl Pellets als auch Scheitholz effizient nutzt.
Bauen im Bestand bietet viele Möglichkeiten, unterstreicht stets den Gedanken der Nachhaltigkeit. Individuelle Grundrisse unterschiedlicher Epochen fördern kreative Lösungsansätze für verschiedenste Nachnutzungen. Dieses Objekt zeigt mit seinen bisher vier Lebenszyklen auf, dass durchaus noch weitere dazu kommen können.